Kinder in Notfällen – Psychische Erste Hilfe und Psychosoziale Akuthilfe bei Unglücken, Krisen und Katastrophen

Für direkt und indirekt – z.B. als Augenzeugen – betroffene Kinder sind Notfälle meist etwas völlig Neues. Selten verfügen sie über die notwendigen Bewältigungsstrategien, mitunter hilflos stehen sie dem Ereignis gegenüber. Welche psychischen Folgen Kindern aus einer Notfallsituation erwachsen, hängt nicht nur von den Belastungen durch das eigentliche Notfallgeschehen ab, sondern auch von dem Verhalten der Personen, die sich in und unmittelbar nach einem Notfall um die betroffenen Kinder kümmern. Psychische Erste Hilfe für Kinder durch Einsatzkräfte und Bezugspersonen ist daher entscheidend für die Bewältigung von Notfallerfahrungen.

Wie die psychische Begleitung von Kindern in bzw. nach Notfällen konkret gestaltet werden kann, zeigt Harald Karutz auf. Ausführlich geht er auf das besondere Notfallerleben von Kindern ein und stellt den Einfluss günstiger psychischer und situativer Variablen bzw. Risikofaktoren heraus. Schwerpunkte sind daher die kindliche Wahrnehmung sowie kurz- und langfristige Notfallfolgen, aber eben auch Ressourcen zur Bewältigung. Warum reagieren Kinder anders als Erwachsene? Und welches Verständnis haben sie von Unfällen oder gar dem Tod? Welche Rolle spielen Eltern und Angehörige? Wie sieht die weitere Nachsorge aus und wann sind weiterführende Hilfen notwendig? Welchen Einfluss haben Mediendarstellungen von Unfällen und Katastrophen? Und wie vulnerabel sind Kinder nach Notfällen angesichts einer generellen Verunsicherung infolge von Krisen wie Pandemie oder Krieg?

Aus wissenschaftlichen Studien und jahrelanger Einsatzerfahrung werden fundierte Handlungsempfehlungen für den Umgang mit Kindern gegeben. Dabei werden konkrete Fallbeispiele und zahlreiche Zahlen und Fakten eingebunden und Merksätze gefolgert. Auf Fehler, die im Umgang mit Kindern häufig unbeabsichtigt gemacht werden, wird erklärend hingewiesen. Im Anhang finden sich praktische Handreichungen für Helfer: Informationsbriefe, Regelwerke und Anschriften.

Merkfiguren und praktische Taschenkarte

Als roter Faden werden in der komplett neu bearbeiteten dritten Auflage fünf charmante Merkfiguren eingeführt, die für die wichtigsten Maßnahmen der Akuthilfe stehen. Ebenso dient eine Reihe weiterer Bildelemente als visuelle Marker für das Notfallerleben von Kindern, die verschiedenen Belastungsfaktoren und hilfreiche Institutionen und Maßnahmen. Eine dem Buch beiliegende Taschenkarte vereint diese Bildelemente und dient im Einsatz als praktische Erinnerungshilfe. So hat man das Wichtigste immer vor Augen und ist noch besser gewappnet für die Unterstützung von Kindern nach Notfällen.

Damit richtet sich das Buch einerseits an Eltern und Bezugspersonen sowie Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst. Ihnen sind Kapitel gewidmet, in denen sie grundlegende Informationen und Hinweise zur Psychischen Ersten Hilfe erhalten. Zum anderen ist das Buch für die Fachkräfte der Psychosozialen Notfallversorgung gedacht, die für die psychosoziale Akuthilfe an der Einsatzstelle wichtige Hinweise erhalten. Aber auch Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer sowie Fachkräfte der Schulspsychologie oder Sozialarbeit werden in den Blick genommen.

Zum Autor

Prof. Dr. phil. Harald Karutz, Jahrgang 1975, hat Erziehungswissenschaft, Psychologie sowie evangelische Theologie studiert und ist Diplom-Pädagoge. Er forscht und lehrt als Professor für Psychosoziales Krisenmanagement an der MSH Medical School Hamburg und beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren insbesondere mit der Psychosozialen Notfallversorgung von Kindern und Jugendlichen. Zudem bildet er schulische Krisenteams sowie in Schulpsychologie und Schulseelsorge Tätige aus und ist selbst als Notfallseelsorger und Fachberater in Einsätzen aktiv.

Vorschau