Die prioritätenorientierte Untersuchung und Versorgung von Notfallpatienten wird international seit Jahrzehnten über strukturierte Beurteilungs- und Maßnahmen-Schemata gesichert. Weltweit verwenden alle Wiederbelebungsleitlinien dabei das sogenannte ABCDE-Prinzip. Hierbei stehen die jeweiligen Buchstaben als Abkürzung für den jeweiligen Untersuchungs- bzw. Maßnahmenbereich:

Die alphabetische Reihenfolge betont die Abfolge der Untersuchungs- und dann der Behandlungsmaßnahmen. Alle Notfallpatienten werden grundsätzlich nach diesem Schema untersucht und behandelt. Durch die Festlegung der Untersuchungsreihenfolge wird gewährleistet, dass vitale Probleme schnellstmöglich als solche erkannt (Zeitfaktor) und anschließend nach Priorität versorgt werden (Behandlungsreihenfolge).

Das Erkennen lebensbedrohlicher externer Blutungen (Critical Bleeding – als kleines c) erfolgt bei der Ersteinschätzung und ist in dieser Situation dem ABCDE vorangestellt (<c>ABCDE-Schema).

Bei den Untersuchungsmethoden werden einfache Techniken (Atmung prüfen) durch erweiterte Techniken (Pulsoxymetrie, Auskultation, ggf. Perkussion) ergänzt. Das gleiche gilt für die Kreislaufkontrolle (Pulskontrolle, Rekapillarisierungszeit), die durch Blutdruckwerte und gegebenenfalls Elektrokardio-gramm (EKG) zur Diagnostik und Überwachung ergänzt wird. Die initiale ABC-Überprüfung sollte nicht mehr als 10 Sekunden beanspruchen, damit nötigenfalls eine Reanimationssituation erkannt und mit der kardio-pulmonalen Reanimation (CPR), d. h. der Herz-Lungen-Wiederbelebung, begonnen wird.

Bei der Behandlungsreihenfolge der ABC-Probleme wird ebenfalls mit einfachen Techniken begonnen und bei deren Erfolg mit dem nächsten Buchstaben fortgesetzt (Primary Survey). Dies hat den Sinn, einen möglichst schnellen Therapieerfolg bei den ABC-Problemen des Patienten zu erzielen.

Behandle zuerst, was zuerst schadet (tötet)!

ABCDE Algorithmus

Dies bedeutet, dass immer mit »einfachen« ABC-Maßnahmen begonnen wird und dann erfolgs- und situationsabhängig auch komplexe (erweiterte) Maßnahmen eingesetzt werden. So soll beispielsweise bei Atemnot und noch ausreichender Spontanatmung (und erhaltenen Schutzreflexen) zuerst eine hochdosierte Sauerstoffinhalation eingesetzt werden, die dann gegebenenfalls durch eine unterstützende Beatmung (z. B. nicht-invasive Beatmung, NIV) erweitert wird. Der Atemweg kann bei tief bewusstlosen Patienten initial mit einfachen Manövern (Kopf überstrecken, Esmarch-Handgriff), anschließend mittels Tuben (Guedel-, Wendl-Tubus, ggf. Larynxtubus) und letztendlich durch die Intubation gesichert werden. Hierbei ist u. a. das Qualifikationsniveau des Anwenders für die Auswahl der Maßnahmen zu berücksichtigen.

In notfallmedizinischen Algorithmen, die das Vorgehen für bestimmte Notfallsituationen strukturiert vorgeben (s. Kap. 2.11), sollen auch diese Prioritäten abgebildet sein, da diese für die Versorgung aller Notfallpatienten von Bedeutung sind.

Bei allen neu auftretenden Problemen bzw. bei Verschlechterung des Patientenzustandes wird sofort das ABC-Schema wiederholt, um eine eventuelle Vitalbedrohung einzuordnen bzw. auszuschließen und schnellstmöglich erforderliche Maßnahmen einzuleiten. Auch im Verlauf sollen alle Maßnahmen entsprechend dem ABC-Schema regelmäßig kontrolliert werden (Verlaufsbeurteilung, engl. Reassessment).

Übergaben von Notfallpatienten, z. B. an den eintreffenden Notarzt oder in der Klinik, insbesondere aber Übergaben von vitalbedrohten Patienten sollen ebenfalls entsprechend dieser Struktur erfolgen. Dies erleichtert die Zusammenarbeit an allen Schnittstellen des Rettungsdienstes und ermöglicht eine zielgerichtete und zeitgerechte Weiterversorgung.

Besonderheiten unterschiedlicher Traumakurskonzepte

In Deutschland werden zurzeit unterschiedliche, teilweise internationale Traumakurskonzepte zur Versorgung von Traumapatienten angeboten. Allen Konzepten ist gemeinsam, dass sie durch das internationale <c>ABCDE-Schema geprägt sind. Sinn dieser Konzepte ist es, dass die Kompetenzen der Teilnehmer in eine strukturierte Teamversorgung integriert und in Praxisszenarien geübt werden. Somit stellen diese Konzepte jeweils eine mögliche Lösungsvariante im Rahmen der präklinischen Traumaversorgung dar. Es gibt bisher keinen wissenschaftlichen Beweis für den Vor- oder Nachteil eines bestimmten Konzeptes.

Im Folgenden wird kurz ein wesentlicher Unterschied im Bereich der Untersuchungsreihenfolge zwischen den Konzepten herausgestellt:

Bei einem generalisierten Traumamechanismus (auf den Großteil des Körpers eingewirkte Energie) oder unklarem Mechanismus bei bewusstseinsgetrübten Patienten sollen frühzeitig die möglichen traumabedingten ABC-Probleme und eine Transportpriorität erkannt und behandelt werden.
Dies kann entweder direkt bei der jeweiligen ABC-Untersuchung zugeordnet oder als zusammenfassender Untersuchungsgang (Schnelle Trauma-Untersuchung, STU) nach kurzer Ersteinschätzung des ABC erfolgen.
Eine erweiterte neurologische Beurteilung erfolgt unter D.
Eine vollständige oder gezielte Untersuchung etc. erfolgt sonst grundsätzlich unter E.

Zusammenfassung

Das ABCDE-Prinzip betont die Prioritäten der notfallmedizinischen Versorgung und sichert bei korrekter Anwendung einen standardisierten Untersuchungs- und Versorgungsablauf.
Hierbei stehen die Vitalfunktionen Atmung und Kreislauf (ABC) im initialen Fokus, da deren Einschränkung oder gar Fehlen sofort lebensbedrohend sind.
Wird bei der Ersteinschätzung eine lebensbedrohliche externe Blutung erkannt, wird diese prioritär versorgt (<c>ABC)
Grundsätzlich wird erst weiter vorgegangen, wenn die jeweilige Lebensbedrohung behandelt wurde. Die Auswahl der Maßnahmen orientiert sich an Kompetenz, Invasivität und Zeitaufwand.
Die Erfassung von D (Disability/Bewusstsein und Neurologie) und E (Exposure/Examination – Umgebung und weitere Untersuchung sowie Wärmeerhalt) vervollständigen das Schema.

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